Energiegesetz Zürich: Die grossen Solarpotenziale auf Neubauten nutzen

17.11.2021

Das Zürcher Energiegesetz würde die Nutzung von Photovoltaik auf Dächern und Fassaden von Neubauten beschleunigen. Der Ausbau der lokalen Stromproduktion würde so bedeutend vorangetrieben, was dringend notwendig ist: Obwohl die Installation von Photovoltaik auf Dach und Fassaden insbesondere bei Neubauten fast immer wirtschaftlich Sinn macht, werden die leicht erschliessbaren, grossen Potenziale derzeit nur spärlich genutzt. Ein Ja zum Energiegesetz würde dies ändern, da sich alle Bauherrschaften bei Neubauten mit dem Thema der Eigenstromerzeugung auseinandersetzen müssten und so die Potenziale erkennen würden.

Im Kanton Zürich entsteht auf Neubauten jährlich mindestens 1 km² an Dachflächen (1). Davon wäre mindestens die Hälfte bestens für die Solarenergienutzung geeignet. Auf diesen bestens geeigneten Dächern liesse sich jährlich eine zusätzliche erneuerbare Solarstromproduktion von etwa 100 Gigawattstunden installieren. Das entspricht über 1% des derzeitigen kantonalen Stromverbrauchs von etwa 9000 GWh/a (2). Wohlgemerkt: Dabei sind die Potenziale der Fassade noch nicht einmal eingerechnet.

Wie viele Neubauten bereits heute mit Photovoltaikanlagen bestückt werden, lässt sich mangels Statistiken derzeit leider nicht genau eruieren. Doch ein Blick auf aktuelle Bauprojekte zeigt, dass riesige Dachflächen ungenutzt bleiben – Beispiel Europaallee mit nur gerade zwei kleinen Anlagen.

Neubauten sind prädestiniert für Photovoltaik auf Dach und Fassade

Dabei ist die Installation einer Photovoltaikanlage insbesondere bei einem Neubau wirtschaftlich sehr interessant: Es können dadurch andere Dachmaterialien eingespart werden und für die Montage muss nicht - wie bei nachträglichen Solarinstallationen - separat ein Gerüst aufgestellt werden. In der Regel kann zudem ein grosser Teil des produzierten Stroms im gleichen Gebäude verbraucht werden. Denn in heutigen Neubauten werden fast immer Wärmepumpen sowie Ladestationen für E-Mobilität installiert. Strom vom eigenen Dach ist (fast) immer günstiger als jener vom Elektrizitätswerk. Die Mehrinvestitionen für Solardächer und -Fassaden werden über eingesparte Stromkosten im Normalfall innert maximal 20 Jahren amortisiert.

Das Problem ist, dass dieses Wissen bis heute bei Bauherrschaften ungenügend bekannt zu sein scheint. Den meisten Investoren fehlt es offenbar am Wissen und an der Erfahrung, dass sich Solaranlagen rechnen und erst noch schön aussehen. Das gilt nicht nur für Dachanlagen. Gerade für die Fassade kommen immer vielfältigere und effizientere Photovoltaik-Anlagen auf den Markt, so dass insbesondere bei hohen Gebäuden Fassadenflächen zur Stromerzeugung immer wichtiger werden.

Photovoltaik ist die am einfachsten, schnellsten und günstigsten ausbaubare Stromquelle der Schweiz

Mittlerweile sind in der Schweiz alle relevanten Stimmen –  von Bundesrat bis Axpo – zur Einsicht gelangt, dass Energiewende und Stromversorgungssicherheit nur mit einem massiven Ausbau der Solarstromproduktion zu haben ist. Allein auf unseren Dächern könnten mit Solaranlagen bis zu 85 Prozent des heutigen Strombedarfs erzeugt werden. Die im neuen Zürcher Energiegesetz vorgesehene Eigenstromerzeugung bei Neubauten hilft Bauherrschaften künftig, ihr Solarstrompotenzial zu erkennen und mindestens einen Teil davon auch wirklich zu bauen. Damit aus den bestens geeigneten Neubauten endlich Solar-Kraftwerke werden.

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1) Schätzung Swissolar aus Mangel an brauchbaren Statistiken. Überlegung: ca. 1200 neue Gebäude mit Wohnnutzung gem. BFS im Jahr 2019, zzgl. Industrie- und Gewerbebauten = total 2000 neue Gebäude, mit einer geschätzten durchschnittlichen Dachfläche von 500 m2.

2) Quelle: Energieplanungsbericht 2017 des Zürcher Regierungsrates (PDF) 

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Foto: Swisstopo / Screenshot Europaallee Luftperspektive

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